65 – und nun?
In wenigen Tagen erreiche ich das AHV-Alter. Ich durfte vor einigen Wochen das vielseitige Dokument «Anmeldung für eine Altersrente» ausfüllen und bei Punkt 8.2. habe ich bei der Frage «Wollen Sie die Altersrente aufschieben?» das Kästchen mit JA angekreuzt. Ich habe mich dabei von Schopenhauer leiten lassen, der meinte: « Es gibt kein Glück, ausser im Gebrauch seiner Kräfte.» Und auch Ludwig Hasler war ein Leitstern bei dieser Frage, der in seinem tiefgründigen neuen Buch dafür plädiert, im «Alter an einer Zukunft mitzuwirken, auch wenn diese nicht mehr die eigene sein wird».
Ich habe vor einigen Monaten einen wichtigen Teil meines Lebenswerkes in neue Hände gegeben, darf diese weiterbegleiten und kann mich gleichzeitig PR-mässig konzentrieren – auf einige wenige langjährige Kunden, denen Knowhow, Ideen, Lösungen wichtiger sind als Alter. Ich kann mit meiner langjährigen Erfahrung an deren Zukunft mitwirken, als ob es meine eigene wäre. Wir 65jährigen sind heute so fit und vital, schreibt Hasler, dass bald 90 Jahre als normal gelten. Gut, ich will nicht bis neunzig an der Zukunft anderer mitwirken, aber einige Jahre schon noch. Gleichzeitig habe ich Verständnis für viel Gleichaltrige, die schon mit 62 oder 63 sagen, es ist genug, ich will mich auf mich konzentrieren, Zeit für mich haben und bei Frage 8.2. NEIN ankreuzen.
Allerdings denke ich, dass das jahrelang erworbene Wissen und die Erfahrung einen hohen Stellenwert haben, bei Unternehmen gefragt sind und weiterhin genutzt werden sollten. Die Alterspyramide zeigt, dass unsere Generation weiterhin gebraucht wird – nicht nur wegen der demografischen Entwicklung und sinkenden Geburtenzahlen oder der in Schieflage geratenen AHV-Kasse. Wir können mit unserer Arbeitskraft, unserer allmählich einsetzenden «Altersweisheit», unseren Erfahrungen unserem Arbeitgeber noch einige Jahre wertvolle Unterstützung sein, Kunden und Projekten neue Impulse geben und der jüngeren Generation unser Wissen weitergeben. Dabei beglücken wir uns selbst – denn der Gebrauch seiner Kräfte, seines Knowhows gibt tatsächlich Glücksgefühle. Auch nach 65.
Reinhard Frei
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