Hände

Vertrauenssache

In den vergangenen Wochen hat mich der Eindruck beschlichen, dass der Begriff «Vertrauen» nahezu inflationär bemüht wird. Sei dies in der Politik, in der Wirtschaft, im Sport oder gesellschaftlich, Vertrauen wird überall heraufbeschworen.

Dies zeigt auf, welche Bedeutung Vertrauen in unserer Kultur hat. Vielleicht hat diese Feststellung aber auch einfach mit der Tatsache zu tun, dass wichtige politische Abstimmungen anstehen, dass wir aus einer Krise kommen oder etwa dass sportliche Entscheidungen fallen. Regierung und Parlament vertrauen auf die Bevölkerung, dass diese ihre Vorlagen gutheissen und Verständnis für Auflagen und Richtlinien in der Pandemie aufbringen. Die Pharmaindustrie bemüht sich intensiv um das Vertrauen der Bevölkerung in ihre Impfstoffe. Der Trainer vertraut seiner Mannschaft, dass sie nicht absteigt oder Meister wird. Jeden Abend höre ich mir im Fernsehen an, dass der Verkauf von Duvets und Kissen Vertrauenssache sei, und monatlich erhalte ich einen Kontoauszug von der Bank meines Vertrauens. Alles baut auf Vertrauen.

Vor meinem geistigen Auge sehe ich ein Kind, das sich seinem Vater in die Arme wirft und darauf vertraut, dass dieser es sicher auffängt und behutsam wieder zu Boden gleiten lässt.

Vertrauen ist bedeutungsvoll und wichtig. Es schafft Sicherheit, vermittelt Glaubwürdigkeit und Zuversicht oder sogar Mut. Vor allem in der Krise kann Vertrauen Halt und Orientierung geben.

Vertrauen ist aber nicht selbstverständlich. Es muss aufgebaut werden, möglichst nicht erst in einer Krisensituation, sondern im normalen Alltag. Vertrauen muss jeden Tag aufs Neue bestätigt werden, es verlangt auch konsequente und kontinuierliche Pflege. Nur allzu schnell und unverhofft ist Vertrauen verspielt.

Halten Sie dem Vertrauen, das Sie bei anderen selber geniessen, Sorge und pflegen Sie es – es lohnt sich.